Lohnt sich ein Blog noch?

Lohnt sich ein Blog auch 2023 noch?

Jedes Jahr stellt sich die Frage, ob der Blog noch relevant ist oder nicht, erneut. Die Frage ist meiner Meinung nach durchaus berechtigt, denn insbesondere die Corona-Pandemie hat einige Veränderungen im Medienkonsum der Menschen bewirkt, die neue Herausforderungen für Blogger:innen mit sich bringen. In den letzten Jahren hat sich das Verbraucherverhalten zunehmend in Richtung Social Media und andere digitale Plattformen wie Podcasts entwickelt, was Auswirkungen auf die Beliebtheit von Blogs hat.

Nutzer:innen bevorzugen mittlerweile kürzere Informationsinhalte (ich nenne sie gerne „Info-Häppchen“), was zwangsläufig dazu führt, dass längere Blog-Artikel weniger gelesen werden. Diese Entwicklung ist für Blogger:innen nicht nur bedauerlich, denn die Arbeit hinter solch einer Plattform ist immens; sie birgt zudem den Nachteil, dass durch die starke Verkürzung von meist umfangreichen Themen ein schwarz-weiß Denken entsteht, wichtige Zusammenhänge verloren gehen und/oder ein oberflächliches Verständnis einiger Themen entstehen kann.

die hürden werden größer

Schon zu Beginn meines Reiseblogs 2013 hörte ich von Statistiken, dass die meisten Blogger:innen nach 1,5 Jahren aufgeben. Gleichzeitig lernte ich, dass die meisten Blogs erst nach etwa 2 Jahren etabliert sind und dann auch Umsätze generieren. Damals waren die sozialen Medien wie Instagram oder TikTok noch keine Konkurrenz, wodurch es retrospektiv wesentlich einfacher war, mit einem klassischen Blog-Magazin Reichweite und evtl. Bekanntheit zu erzielen.

Mittlerweile sieht die Lage anders aus: Laut einer Studie von HubSpot aus dem Jahr 2020 haben etwa 25 % der Blogger:innen ihren Blog in den ersten 12 Monaten nach dem Start aufgegeben. Eine weitere Studie von Statista aus dem Jahr 2019 ergab, dass nur etwa 10 % der befragten Blogger:innen mehr als 5 Jahre lang dranbleiben. Angesichts der oben beschriebene Entwicklung ist das jedoch nicht überraschend. Die meisten starten daher heute direkt mit Instagram und versuchen dort durchzustarten; zumindest, wenn alles gut läuft.

Warum sich ein blog auch heute noch lohnt

Der Erfolg und die Reichweite eines Blogs hängen unter anderem stark von der Branche, den Themen und natürlich auch der Qualität ab. Deutschsprachige Reiseblogs gibt es beispielsweise nur noch wenige, da sich die Tourismus-Branche seit dem langen Stillstand während Corona verändert hat und auch der Klimawandel es schwer macht, die große Begeisterung für Flugreisen & Co. zu teilen. Hier sind meine persönlichen Gründe, warum ich immer noch an diesem Medium festhalte und überzeugt bin, dass es ein wichtiges Medium bleiben sollte:

1. Freie Meinung & 100% Unabhängigkeit

Wer bereits für externe Auftraggeber wie Verlage oder Magazine Texte geschrieben hat, wird möglicherweise festgestellt haben, dass die eigene Meinung – insbesondere wenn sie kritisch ist – nicht immer so stehen bleiben kann. Warum im Buch nicht die Kreuzfahrt empfehlen, denn das sei doch gerade im Trend. Die Beschreibung der negativen Erfahrung mit Marke X wird entfernt und auch der eigene, individuelle Schreibstil wird gerne (zum Teil deutlich) verändert und in ein fremdes Raster gepresst.

Wie viel Authentizität muss ich behalten können, um mich noch mit dem Inhalt wohlzufühlen?

Im eigenen Blog ist man sein eigener Chef bzw. seine eigene Chefin. Vielleicht auch nicht immer von Vorteil, weil dadurch auch Falschinformationen geteilt werden oder Menschen in die falsche Richtung treiben können. In meinem Fall sehe ich es jedoch als großen Vorteil an, vor allem die heute so wichtigen Perspektiv-Wechsel vornehmen zu können, die ich in den klassischen Leitmedien häufig vermisse. Man kann eigene Erfahrungen teilen, Menschen inspirieren oder Geschichten erzählen. Wann immer man möchte. Und natürlich kann man Artikel jederzeit ändern oder löschen, wenn sie nicht mehr mit der aktuellen Einstellung harmonieren.

2. Einflussnahme

Den Begriff „Influencerin“ fand ich immer schon furchtbar, wenngleich er genau das beschreibt, was eine Person macht, die Einfluss ausübt: Sie beeinflusst ihre Follower:innen mit Empfehlungen und Meinungen zu Produkten, Dienstleistungen und Themen, die sie interessieren und für relevant halten. Hier gibt es sowohl positive als auch negative Beispiele. Persönlich vermisse ich hier jedoch häufig die aufklärende, informative und gegebenenfalls kritische Seite – ein sogenanntes Korrektiv -, das eine gesunde Balance zu den verschiedensten Trends und Themen herstellt.

Wie bereits erwähnt ist es schwierig, komplexe Inhalte über Plattformen wie Instagram, Facebook, Twitter oder TikTok zu vermitteln. Wer Wert auf Qualität legt und Themen möglichst umfangreich beschreiben möchte, ist mit einem Blog auch heute noch gut bedient und kann den Artikel im Anschluss auf allen sozialen Kanälen entsprechend bewerben und Inhalte in Kurzform mit Verweis zum ausführlichen Text präsentieren.

Ein ganz besonderer Punkt, der wenigen bewusst ist, ist die Tatsache, dass die Beeinflussung nicht nur gegenüber den eigenen Follower:innen stattfindet, sondern auch gegenüber der (nennen wir sie mal) Konkurrenz. Die meisten Influencer:innen verfolgen bei anderen, welche Themen gut laufen und nicht selten findet man kurze Zeit später ähnliche Themen auch dort. Vor allem bei Nachhaltigkeit sind das große Erfolge, die zum Wohle aller beitragen.

3. Lernen & Kommunizieren

Als Kommunikationswirtin beschäftige ich mich bereits seit zwanzig Jahren mit gesellschaftlichen Entwicklungen und Marktforschung. Dabei analysiere ich gerne, wie Menschen auf unterschiedliche Inhalte reagieren und in Interaktion treten, um ihre Bedürfnisse und Erwartungen besser zu verstehen. Ich möchte behaupten, dass es wenige Möglichkeiten gibt, die Bedürfnisse von Menschen bzw. seiner Zielgruppe so intensiv kennenzulernen wie mit einem Blog.

Ein Blog bietet hierbei die einzigartige Möglichkeit, verschiedene Stilmittel wie sachliche Information vs. persönliche Meinung, Provokation vs. Aufklärung oder persönliche Erfahrung vs. Aufzählung von Fakten auszuprobieren. Besonders spannend war für mich die Erkenntnis, dass bereits Nuancen in Sprache und Tonalität entscheidend sein können, ob ein Artikel gut ankommt oder nicht.

3. Potentielle Erfolgs-Plattform

Alles kann, nichts muss. Die eigenen Inhalte liegen sozusagen der ganzen Welt zu Füßen und mit etwas Glück, Fleiß und Charisma kann ein Blog das Leben deutlich verändern. Mit einem Blog kann man einfacher an Verlage herantreten, wenn man ein Buch schreiben möchte. Ohne mein Online-Magazin hätte ich zum Beispiel niemals ein Unternehmen gefunden, das sich darauf einlässt, mit mir gemeinsam zwei Rucksäcke für Frauen zu entwickeln und zu produzieren.

Obwohl es durchaus möglich ist, auf Social Media wie Instagram oder TikTok erfolgreich zu sein, braucht es oftmals bestimmte persönliche Eigenschaften und Fähigkeiten, die nicht jede:r besitzt oder mag. Dazu gehört beispielsweise die Präsenz vor der Kamera, die authentische Bewerbung von Produkten und eine hohe Frequenz von Posts oder Videos, um sich dem Algorithmus von Instagram anzupassen. Im Gegensatz dazu ist all dies bei einem Blog nicht erforderlich.

4. perfekt für Introvertierte

Introvertierte können z. B. mittels einem Blog ihre Leserschaft aufbauen, ohne ständig selbst im Vordergrund stehen zu müssen. Außerdem können sie ihre Gedanken und Meinungen auf ihrem Blog in schriftlicher Form präsentieren, was oft einfacher ist als vor der Kamera zu sprechen oder Videos zu produzieren. Ein weiterer Vorteil ist, dass Themen ausführlicher behandeln werden können, was besonders für detailverliebte Introvertierte interessant sein kann. Und wie bereits erwähnt gibt es keinen Druck in Form von Algorithmen, regelmäßig neue Inhalte produzieren zu müssen.

Was man beachten sollte

Wie ich kürzlich selbst erfahren habe, ist ein Blog losgelöst von allen sozialen Medien wahrscheinlich nicht erfolgversprechend. Ein Großteil der Leser:innen kommt über die Verlinkung zum Artikel, wie es uns selbst schließlich auch meist passiert. Wir lesen eine interessante Überschrift auf Instagram und klicken dann auf den Link für weiterführende Informationen. Wer Instagram und TikTok ablehnen sollte (Gründe gibt es bekanntlich einige), kann über Pinterest-Pins dennoch eine ausgesprochen gute Reichweite erzielen. Aber selbst hier in diesem ausführlicheren Artikel gibt es kein Schwarz und Weiß; dafür sind die Themen und Branchen zu unterschiedlich.

Solltest du Hilfe bei deinem Blog benötigen oder zunächst eine Beratung in Anspruch nehmen wollen, kontaktiere mich gerne für ein individuelles Beratungsgespräch.

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